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1. Theil 3 - S. 353

1880 - Stuttgart : Heitz
Theilung Polens. 353 hatten, worauf er spazieren ging, las, sich vorlesen ließ, oder sich mit Gelehrten unterhielt. Um 6 Uhr ging das Concert an; nach demselben speiste er zu Abend und ging regelmäßig um 9 Uhr zur Ruhe. So war ein Tag wie alle, und diese Ordnung setzte ihn in den Stand, so viel zu thun. Eine Regierungshandlung des großen Friedrich hat viel Miß-billigung gefunden, weil sie mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, die er immer anerkannt hatte, im Widerspruch zu stehen scheint, nämlich die Theilung Polens. Doch betheiligte sich Friedrich an derselben besonders deshalb, weil sie doch nicht zu vermeiden war. Polen hatte zwar einen Ktznig, war aber dennoch eine Republik; denn der König wurde durch den Reichstag eingeschränkt, und auf diesem ging es immer so unruhig zu, daß der polnische Reichstag zum Sprichworts geworden ist, wenn man von einer recht tollen Verwirrung reden will. Nachdem (1763) der schwache König August Iii., der auch Kurfürst von Sachsen war und, wie schon erzählt ist, ganz von seinem Minister Brühl beherrscht wurde, gestorben war, erhob sich die Kaiserin Katharina und erklärte den Polen, sie sollten den polnischen Magnaten Stanislaus Pouiatowski zum Könige wählen. Dieser Mann war sonst als polnischer Gesandter in Petersburg gewesen und Katharina hatte viel auf ihn gehalten. Da die Polen fragten, wie sie darauf komme, ihnen Vorschriften zu machen, ließ sie 10,000 Russen in Polen einrücken, und — Stanislaus wurde gewählt. Von nun an durften die Polen nichts unternehmen, worein nicht Katharina geredet hätte, und ihr Gesandter in Warschau, Fürst Repnin, benahm sich so herrisch, als wenn er König von Polen wäre. Dies Benehmen der Kaiserin brachte die benachbarten Fürsten auf; aber sie nahmen sich der Polen nicht thätig an. Friedrich schwieg dazu, weil er erst kurz vorher mit Katharina ein Freundschastsbündniß geschlossen hatte. Stanislaus war ein gebildeter Mann, aber nicht fähig, ein so unruhiges Volk zu regieren und den Anmaßungen Katharinas kräftig entgegenzutreten. An wohlmeinenden Männern fehlte es unter dem hohem polnischen Adel nicht, die wohl einsahen, daß die ganze Verfassung nichts taugte. Namentlich wollten die beiden Oheime des Königs, die Brüder Czartoriski (sprich Tschartorinski), die Macht des Königs erweitern und die des Adels beschränken. Aber an solcher Verbesserung tag Katharina nichts; ihr Vortheil war, wenn die schlechte Verfassung erhalten würde; darum verbot Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 23

2. Theil 4 - S. 125

1880 - Stuttgart : Heitz
Kongreß zu Karlsbad. 125 den Dolch in die eigene Brust, eilte auf die Straße und rief dem Volk zu: „Hoch lebe mein deutsches Vaterland!" Er wurde ins Hospital gebracht und am Leben erhalten, bald darauf aber hin-gerichtet. Die blutige That, welcher bald ein ähnlicher Mordversuch auf den nassauischen Regierungspräsidenten von Jbell folgte, rief an den Höfen und in den höheren Kreisen eine um so größere Entrüstung hervor, als es nicht an öffentlichen Stimmen fehlte, welche dieselbe zu beschönigen, ja fast zu verherrlichen bemüht waren. Man glaubte, daß ein Geheimbund bestehe, um die mißliebigen Staatsmänner zu ermorden und eine allgemeine Umwälzung herbeizuführen. Jedenfalls aber schien es nothwendig, den revolutionären Bestrebungen mit aller Kraft entgegen zu treten. In einem Congreß zu Karlsbald vereinigten sich die Bevollmächtigten der deutschen Regierungen zu gemeinsamen Maßregeln (1819). Es wurde eine allgemeine Untersuchungscommission für die sogenannten „demagogischen Umtriebe" in Mainz niedergesetzt, die burschenschastlichen Verbindungen auf den Universitäten wurden verboten, die besondern Turnanstalten und Turnvereine aufgehoben, alle Universitäten unter die genaue Aufsicht besonderer Regierungsbevollmächtigter gestellt und einzelne, besonders verdächtige Universitätslehrer verhaftet oder entlassen. Da ferner ein Artikel der Bundesverfassung vom Jahre 1815, worin landständische Verfassungen für alle Staaten versprochen waren, besonders viel Veranlassung zu überspannten Hoffnungen und Forderungen gegeben hatte, so wurde in einem erneuerten Congreß zu Wien (1820) jener Artikel durch die sogenannte Wiener Schlußacte dahin erklärt, daß die gesammte Staatsgewalt in dem Oberhaupt des Staats vereint bleiben müsse, daß ferner die Bundesfürsten durch keine landständische Verfassung in der Erfüllung ihrer Bundesverpflichtungen gehindert oder beschränkt werden könnten. Hierdurch ist die Bundesversammlung seitdem zum Haupthinderniß der auf Einführung von Volksvertretungen gerichteten Bestrebungen geworden, und deshalb wurden gegen sie besonders die Angriffe der Liberalen gerichtet. Durch diese Parteistreitigkeiten, an welch'en sich fast alle Gebildeten betheiligten, wurde das Glück, welches die deutschen Staaten nach der Wiederherstellung des Friedens hätten genießen können, sehr beeinträchtigt, und auch die milde und väterliche Regierung des Königs Friedrich Wilhelm von Preußen wurde dadurch

3. Theil 4 - S. 129

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann Vi. von Portugal. 129 währt, die Klöster wieder hergestellt, die Jesuiten kehrten zurück und mit ihnen die Inquisition mit ihren früheren Schrecken. Die Anhänger des vertriebenen Königs Joseph (die Josefinos) wurden bei Todesstrafe aus dem Reich verbannt und selbst viele, welche das Vaterland ruhmvoll vertheidigt hatten, entgingen der grausamen Verfolgung nicht. Die Empörungen, welche in Folge dieser Gewaltmaßregeln in mehreren Provinzen entstanden, wurden mit großer Strenge unterdrückt. Als nun aber die Colonien in Südamerika die Fahne des Aufruhrs aufpflanzten und gegen diese ein Heer in Cadiz versammelt wurde, brach hier eine Militairver-schwöruug aus, welche für die vielen Unzufriedenen im Lande ein Zeichen zur Erhebung gegen die Regierung wurde. In Cadiz wurde die Constitution der Cortes wieder ausgerufen und dem absoluten Königthum der Krieg erklärt. Dasselbe geschah in mehreren Provinzen, wo geheime revolutionäre Gesellschaften schon längst die Gemüther bearbeitet hatten. Der König vermochte den Aufstand nicht anders zu beschwören, als indem er sich zur Annahme der Constitution bereit erklärte (1820) und die Cortes einberief. Kaum aber waren diese vereinigt, als sie nach dem Beispiel der früheren französischen Versammlungen alle Staatseinrichtungen umzustürzen unternahmen und dadurch nicht nur den äußersten Widerstand des Adels und der Geistlichkeit, sondern auch eines Theiles des Volkes hervorriefen. Die Freunde des alten Königthums richteten eine besondere Regentschaft (Junta) ein und beriefen eine sogenannte „Glaubensarmee", um den König aus den Banden der Cortes zu befreien. Ueberall entbrannte ein blutiger Bürgerkrieg. Aehnliche Vorgänge fanden in Portugal und in einzelnen Ländern Italiens statt. In Portugal war Johann Vi. wieder als König eingesetzt worden, lebte aber in Brasilien und ließ das Mutterland durch eine Regentschaft, an deren Spitze der englische Befehlshaber, Lord Beresford, stand, beherrschen. Auch hier entstand aber im Jahre 1820 eine Militairverschwörung und ein Volksausstaud; es mußte gleichfalls eine constitntionelle Verfassung mit den freisinnigsten Einrichtungen eingeführt und von dem König Johann für Portugal und für Brasilien beschworen werden. In Italien war das Volk durch geheime revolutionäre Gesellschaften (Carbonari), welche die Einführung demokratischer Einrichtungen und zugleich die Vereinigung ganz Italiens zu einem großen Staate zum Zweck hatten, schon lange bearbeitet worden, Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 9

4. Theil 4 - S. 139

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl X. 139 (1830). Der wichtigste Act seiner Regierung ist der Beschluß der Sklavenemancipation, an welche der fromme Wilbersorce sein ganzes Leben gesetzt hatte. Die englischen Pflanzer in allen Colonien wurden genöthigt, ihre Sklaven zu entlassen, wofür sie aus' Staatskassen eine entsprechende Entschädigung erhielten. Nicht minder suchte England durch Unterhandlung mit den übrigen Staaten auf die gänzliche Unterdrückung des Sklavenhandels hinzuwirken, wodurch es sich ein unendliches Verdienst im Namen der echten Humanität erworben hat. Unterdeß hatten die Ereignisse in Frankreich mehr und mehr einen Besorgniß erregenden Verlauf genommen. Ludwig Xviii., welcher für seine Person von milder und gemäßigter Gesinnung war, sich jedoch darin getäuscht hatte, daß er die verschiedenen Parteien durch Zugeständnisse, die er abwechselnd der einen und der andern machte, zu versöhnen hoffte, starb am 16. September 1824, und an seiner Stelle bestieg sein schon mehrfach erwähnter Bruder, der Graf von Artois, als Karl X. den französischen Thron. In seiner Jugend ein leichtfertiger Mensch, hatte derselbe sich später einer streng religiösen Richtung zugewandt und wollte den Thron vorzüglich auf Adel und Geistlichkeit stützen; statt jedoch die öffentliche Gesinnung durch vorsichtige Pflege aller Keime echter Religiosität zu läutern, glaubte er durch Beförderung äußerlicher kirchlicher Einrichtungen das Ansehen und die Macht der Kirche und zugleich des Thrones heben zu können; nur zu bald sollte er aber erfahren, daß dies schroffe Auftreten der Regierung in dieser Beziehung denjenigen gerade willkommene Waffen in die Hände gab, welche daran arbeiteten, das Volk dem Glauben und dem Königthum zu entfremden. In ganz Frankreich waren liberale und demokratische Gesellschaften aller Art verbreitet und besonders hatte der italienische Carbonarismus, zum Theil im Anschluß an entartete französische Freimaurerlogen, viele geheime Gesellschaften begründet, in welchen der Haß gegen Altar und Thron auf alle Weise gepflegt wurde. Diese gefährliche Richtung benutzte jeden Mißgriff, welchen die unvorsichtige Regierung in politischer und religiöser Beziehung beging, um die Volksmassen immer mehr aufzuregen und für eine neue Revolution vorzubereiten. Einer der größten Fehltritte, welche die Regierung that, war die Forderung der Rückerstattung aller Güter, welche während der langen Revolutionszeit den Emigrirten genommen worden und seitdem durch öffentlichen Verkauf in andere Hände übergegangen waren. Zwar ließ die

5. Theil 4 - S. 143

1880 - Stuttgart : Heitz
Volksaufstand in Paris. 143 ändert werden. Außerdem wollte man die Zügellosigkeit der öffentlichen Blätter durch neue Bestimmungen über die Presse beschränken. Die Regierung hielt sich zu beidem sür durchaus berechtigt, ohne dadurch die Verfassung zu verletzen, weil ein Artikel der Verfassung selbst dem Könige das Recht einräumte, alle Verordnungen zu erlassen, welche die Sicherheit des Staats erforderte. Wie man demnach über das Recht zu jenen Maßregeln kein Bedenken hatte, so schien man auch über die Ausführbarkeit derselben ganz sorglos, so daß bei den Berathungen niemals die Möglichkeit eines Widerstandes in Betracht kam. Es wurde nicht einmal daran gedacht, die Besatzung von Paris zu verstärken; die ganze disponible Truppenmacht in Frankreich bestand aus 150,000 Mann, wovon ein Theil als Observationscorps an der holländischen Grenze stand. In Paris waren nur 11,000 Mann anwesend, die man im Nothfalle bis zur Höhe von 17,000 Mann verstärken konnte. Die Minister wurden in ihrer falschen Sicherheit auch durch die War- nungen nicht gestört, welche ihnen von beachtenswerther Seite von außen zugingen, besonders vom Kaiser von Rußland. Am 25. Juli Nachmittags war zu St. Cloud der letzte Ministerrath, in welchem die drei berühmten königlichen Ordonnanzen festgestellt wurden, durch welche die Preßfreiheit vorläufig aufgehoben, die neue Deputirtenkammer aufgelöst und ein neues Wahlgesetz gegeben wurde. Am Abend übergab der Großsiegelbewahrer die Ordonnanzen dem Redacteur des Moniteur (des Regierungsblatts) zur Veröffentlichung. Derselbe erschrak und rief aus: „Gnädiger Herr, ich habe nur ein Wort zu sagen: Gott erhalte den König, Gott erhalte Frankreich!" Als am 26. Juli die Ordonnanzen bekannt wurden, war der erste Eindruck aus die große Masse der einer dumpfen Betäubung. Nur die Herausgeber und Redacteurs der Zeitungen, welche durch die neuen Bestimmungen unmittelbar getroffen wurden, traten sofort zusammen, um sich über ihr Verhalten zu berathen. Der größte Theil derselben beschloß, ungeachtet des neuen Gesetzes ihre Blätter am andern Morgen in der bisherigen Weise herauszugeben, an der Spitze derselben aber eine Protestation gegen die Gesetzlichkeit der Ordonnanzen zu drucken. Einzelne wandten sich sofort an die Gerichte, welche sich gegen die Regierungsmaßregeln ansprachen. Zugleich fanden Versammlungen der in Paris schon anwesenden Deputirten statt, unter welchen einige für sofortige rövolutiouaire Schritte stimmten, während andere, wie Casimir

6. Theil 4 - S. 69

1880 - Stuttgart : Heitz
Bonaparte's Herrschaft. 69 Lebenszeit anzutragen. Aber über eine solche Hauptveränderung mußte erst das Volk befragt werden, und dabei wurde mit rechter Arglist verfahren. In allen Gemeinden wurden Listen eröffnet, worein jeder seine Stimme schreiben konnte. Wer gar nicht stimmte, dessen Stimme wurde für bejahend angenommen. Seine Freunde sorgten nun dafür, daß recht viel bejahende Stimmen zusammenkamen. Manche schrieben ihre Stimmen in mehrere Listen nieder, und die, welche unzufrieden mit der Neuerung waren, stimmten lieber gar nicht, um sich nicht erst Unannehmlichkeiten zu machen. Die Folge davon war, daß fast alle eingegangene Stimmen bejahend ausfielen. Als der Senat nun Bonaparte feierlich den Beschluß mittheilte, that dieser, als wenn es ihm ein rechtes Opfer kostete, die neue Ehre anzunehmen. „Das Leben eines Bürgers," sagte er, „gehört dem Vaterlande; das Volk will, daß das meinige ihm ganz und gar geweiht sein solle; ich gehorche seinem Willen." Uebrigens ist nicht zu leugnen, daß er viele recht gute Einrichtungen machte und besonders wieder eine streng geordnete innere Verwaltung einführte. Den Ausgewanderten ertheilte er eine Amnestie (Vergessenheit des Vergangenen), errichtete den Orden der Ehrenlegion, den alle erhalten sollten, die sich um das Vaterland verdient machten, setzte Summen zur Verbesserung der Landstraßen und zur Anlegung von Kanälen aus u. s. w. 119. Neue Schritte Bouajiarte's zur unumschränkten Herrschaft. Wie eigenmächtig Bonaparte zu verfahren Willens sei, zeigte ' er unter andern dadurch, daß er ohne weiteres das Herzogthum Piemont, das Hauptland des Königs von Sardinien, eines ihm ganz unschädlichen Mannes, mit Frankreich vereinigte und den unschuldigen König auf die Insel Sardinien beschränkte. Ueber-Haupt hielt er alles zu thun für erlaubt, wozu er die Macht hatte. Mit England brach nach kaum einjährigem Frieden im Mai 1803 der Krieg schon wieder aus. (Sitte Anzahl von französischen Handelsschiffen wurde von den wachsamen Engländern weggenommen. Bonaparte, um sich zu rächen,.schickte den General Mortier nach Hannover und ließ das Land wegnehmen. Vergebens beriefen sich die Einwohner darauf, daß sie ja nicht zu England gehörten, daß sie dem Könige von England nur als Kurfürsten von Hannover Unterthan seien und daß sie zum Kriege gegen Frankreich nichts beigetragen hätten. Dann sammelte er auch ein

7. Theil 4 - S. 91

1880 - Stuttgart : Heitz
Krieg der Verbündeten gegen Frankreich. 91 war, erhob sich zuerst, um seinen Rang unter den freien Völkern wiederzugewinnen; Preußen hatte soeben erst die zahllosen und glänzenden Schaareu des französischen Eroberers durch seine Provinzen hinziehen gesehen, und ein Theil seiner eigenen Armee hatte mit gegen Rußland ausziehen müssen; jetzt aber waren dieselben Provinzen, welche kurz vorher die Macht des gewaltigen Kriegsherrn angestaunt hatten, auch die ersten Zeugen der kläglichen und schimpflichen Flucht der zerstreuten französischen Armee. Bei diesem Anblick erwachte in den Herzen aller Patrioten die Hoffnung, daß nun die Zeit gekommen wäre, das verhaßte Joch der Franzosen abzuschütteln. Die Zeit der Unterdrückung selbst war in Preußen nicht unbenutzt geblieben, um eine bessere Zukunft anzubahnen; durch viele innere Einrichtungen war man vielmehr bedacht, die Keime innern Gedeihens und echter Volkskraft zu befruchten und den Tag der Wiedererhebung aus der vorübergehenden Ohnmacht vorzubereiten. Zwar lastete auf dem unglücklichen Lande, insoweit es dem preußischen Fürstenhause belassen worden war, in jeder Beziehung ein schwerer Druck: eine Kriegsentschädigung und Kontributionen aller Art waren bis zu einer säst unerschwinglichen Höhe zu leisten, französische Besatzungen blieben in den preußischen Festungen und bei seinen Kriegszügen durch preußisches Gebiet stellte Napoleon immer neue willkürliche Forderungen an das schwer geprüfte Sand; auch wachte der fremde Gewalthaber mit strenger, eifersüchtiger Vorsorge darüber, daß Preußen kein größeres als das ihm beim Friedensschluß zugestandene Heer unterhielt. Aber ungeachtet dieser Schwierigkeiten wußte die warme ernste Vaterlandsliebe des Königs und einer Reihe von patriotischen Männern die geeigneten Mittel und Wege zu finden, um die innere Entwickelung und Erstarkung Preußens zu fördern. Neben der Opferwilligkeit aller Classen der Einwohner diente eine musterhafte Finanzverwaltung dazu, trotz der großen Kriegskosten die Hülfsmittel des Landes wieder zu heben und zu vervielfältigen, — nicht weniger war man bemüht, den freudigen Patriotismus aller Volksklassen durch die Gewährung gewisser bisher entbehrter Rechte und Freiheiten zu entwickeln. Unter den Ministern von Stein und Fürst von Hardenberg wurden den Bauern manche drückende Lasten der alten Erbunter-thänigkeit abgenommen, den Bürgern durch die Einführung einer freisinnigen Städteordnung eine höhere Theilnahme am Gemeinwohl eingeflößt. Viele geistliche Güter und Kapitel, deren Ein-

8. Theil 4 - S. 246

1880 - Stuttgart : Heitz
246 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. Kaiserpaares nach Italien und im Mai 1857 nach Ungarn verallgemeinert. Dieselben kirchlichen Tendenzen, welche wir am Schluß des 140. Abschnittes zu bemerken hatten, traten in Oestreich, wo die römische Kirche längst die bevorrechtete war, um so energischer hervor, jemehr die Regierung in ihrer Begünstigung eine Grundsäule ihrer eigenen Sicherung zu finden meinte. Es wurden Verhandlungen zum Abschlüsse eines Concordats eingeleitet und am 18. August 1855 wurde dasselbe abgeschlossen. Die kirchliche Partei begrüßte es mit überschwänglichem Jubel, während es bei einem großen Theile der Bevölkerung, nicht bloß der katholischen, mannigfache Besorgnisse erweckte. Der Kirche war durch das Coneordat eine fast unbedingte Machtfülle eingeräumt; sie erhielt die Herrschaft über die Schule, also über die Volkserziehung; der umfassendste Einfluß auf das bürgerliche und öffentliche Leben war ihr bewilligt. Die bei der Ausführung des Concordats sich ergebenden Schwierigkeiten und Differenzen sollten durch eine im Jahre 1856 in Wien abgehaltene Conserenz von Bischöfen ausgeglichen und Vorschriften über die Ausführung aufgestellt werden. Eine höchst bedeutsame Stellung nahm Oestreich in der inzwischen aus-die Tagesordnung gebrachten orientalischen Frage ein, welche wir indeß unten in einem besondern Abschnitt behandeln. 142. Frankreich unter Ludwig Napoleon; Rußland und England. In keinem Lande Europas hatte die Revolution des Jahres 1848 eine so tiefe Zerrüttung hervorgebracht, wie in Frankreich; kein Volk war so schnell von seiner vermeintlichen Höhe der Civilisation und Nationalehre zu einer so tiefen Erniedrigung und Entwürdigung herab gesunken. Frankreich war im Februar 1848 durch den kühnen Handstreich eines demokratischen Haufens plötzlich in eine Republik verwandelt worden, und durch die demokratische Herrschaft weniger Monate wurde das Land so zerrüttet, entkräftet und besonders so demoralisirt, daß es sich nicht so bald aus dieser Ohnmacht wieder zu erheben und die freie Selbstbestimmung wieder zu gewinnen vermochte. Die gemeinsame Gefahr vereinigte aber alle besseren Kräfte zu einer sogenannten großen Ordnungspartei, welche allen Umsturzbestrebungen der Demokratie und allen offenen Schilderhebungen der „rothen Republik" mit Energie entgegentrat.

9. Theil 4 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Neueste Geschichte. 1. Periode. Ausgangspunkt der neuen staatlichen Zustände Europas wurde; es war eine erhabene Versammlung, wie sie Europa noch nie gesehen hatte. Die gekrönten Häupter mit ihren glänzenden Hofstaaten, und mit ihnen die berühmtesten Staatsmänner aller Nationen waren dort vereinigt; von Oestreich Fürst Metternich, von Rußland Nesselrode, von England Castlereagh und Wellington, von Preußen Fürst Hardenberg und Wilhelm von Humboldt; von Frankreich Talleyrand, vom Kirchenstaat der Cardinal Consalvi u. s. w. Zugleich entfaltete sich neben den ernsten Berathungen das glänzendste gesellschaftliche Treiben, welchem man sich um so unbefangener hingab, als es seit langer Zeit zum ersten Male wieder mit recht freudiger Stimmung geschehen konnte. Die Hauptaufgabe, welche sich der Wiener Congreß im allgemeinen stellte, war die Geltendmachung des Rechts der alten (legitimen) Fürstenhäuser und die Befestigung der monarchischen Verfassungen gegen die republikanischen Tendenzen, zugleich aber für Deutschland die Herbeiführung eines neuen Staatenbundes zur Erhaltung der innern und äußern Sicherheit des gesammten deutschen Vaterlandes. Zunächst kam es darauf an, über die nun von französischer Herrschaft befreiten Länder feste Bestimmungen zu treffen. Oestreich bekam zuvörderst Galizien, die illyrischen Provinzen, Tirol und Salzburg zurück, uyd als Entschädigung für Belgien das lombardisch-venetianische Königreich und Dalmatien, — Preußen erhielt die im Tilsiter Frieden verlorenen Länder wieder und außerdem noch einen Theil von Polen, die Hälfte des Königreichs Sachsen, das frühere^ Großherzogthum Cleve-Berg und die einst den geistlichen Kurfürsten gehörigen Länder am Mittel- und Unter-Rhein, — in Italien wurden die von Napoleon vertriebenen Fürsten zum Theil mit Gewinn wieder in ihre Herrschaft eingesetzt. Neapel aber mit Sicilien als ein Königreich beider Sicilien unter dem König Ferdinand vereinigt, — Rußland fügte das Königreich Polen seinen Besitzungen, fürerst mit einer besondern Verfassung, hinzu, — in Spanien und Portugal wurden Ferdinand Vii. und Johann Vi. (von Braganza) wieder auf den Thron gesetzt, — der Schweiz wurden die srüher durch Frankreich entrissenen Cantone wiedergegeben, und ihr Gebiet als ein für alle Staaten neutrales anerkannt, — die niederländischen Provinzen endlich wurden mit Luxemburg zu einem Königreich der Niederlande unter dem frühern Erbstatthalter Wilhelm von Oranten vereinigt.

10. Theil 4 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Kongreß zu Paris. 269 Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeüßern eröffnet und durch Vorschlag des Grafen Buol dem Grafen Walewski das Präsidium übertragen. Um die Verhandlungen abzukürzen, wurde das Wiener Protokoll vom 1. Februar als Inbegriff der Friedenspräliminarien anerkannt, worauf man sich darüber verständigte, daß ein Waffenstillstand zu Land und zu Wasser einträte, welcher mit dem 31. März aufhören sollte, wenn bis dahin der Friede nicht Zu Stande gekommen wäre; doch sollte der Blockadezustand dadurch nicht unterbrochen werden.' Diese Form des Waffenstillstandes war eine indirecte Warnung für Rußland, welche indeß kaum nöthig war. Der neue Czar, Alexander Ii., wollte den Frieden, welcher, da Frankreich ihn ebenso lebhaft wünschte, weil es alles erreicht hatte, was es durch den Krieg erreichen konnte, und England sich, wenn auch widerwillig, der Pression seines Alliirten 'fügen mußte, rasch zu Stande kam. Derselbe ward am 30. März um 1 Uhr Nachmittags unterzeichnet. Die hauptsächlichsten Bestimmungen waren: 1) die Neutralisation des schwarzen Meeres, welches künftig von keinem Kriegsfahrzeug irgend einer Nation befahren und an dessen Küsten kein Marine-Militär-Arsenal errichtet werden soll; 2) die Freiheit der Donauschifffahrt, zu deren Sicherstellung Rußland einen Theil Bessarabiens opfern mußte, so daß es aushörte, ein Donauufer-Staat zu sein, während eine europäische Commission zur definitiven Regelung der Donauschiffsahrts-Verhältnisse eingesetzt werden sollte; 3) die Beseitigung des russischen Protectorats über die Donau-fürstenthümer, welche fortfahren sollten, unter Suzerainetät der Pforte und unter Garantie der contrahirenden Mächte die Privilegien und Immunitäten, in deren Besitz sie sich befinden, zu genießen, 4) Ausnahme der Türkei in das System des europäischen Völkerrechts, so daß fortan jeder Angriff auf die Unabhängigkeit und die Territorialität des ottomanischen Reichs als eine Frage dev allgemeinen Interesses betrachtet werden soll. — Andere Bestimmungen bezogen sich auf wechselseitige Rückgabe der gemachten Eroberungen, Feststellung der Grenzen und die künftige Organisation der Donausürstenthümer; der Frage dagegen, welche den angeblichen Entstehungsgrund des verheerenden und opferreichen Krieges gegeben hatte, ward im Frieden zwar gedacht, aber nur m so fern, als die contrahirenden Mächte sich auf Mittheilung des
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